Da sich Dolmetscher in Konfliktgebieten verletzlich fühlen, fordern Berufsverbände, dass ihnen internationaler Schutz gewährt wird.
Dolmetscher, die in Konfliktzonen arbeiten, finden sich regelmäßig in unvorstellbar verletzlichen und ungeschützten Situationen wieder. Seit einigen Jahren fordern die zivilen Verbände, die ihre Interessen vertreten, dass nationale und internationale politische Behörden, Unternehmen und auftraggebende humanitäre NGOs ihre Professionalität anerkennen und ihre Sicherheit angesichts eines derart feindseligen Lebensstils von Bedrohungen, Verfolgungen und Tod garantieren.
Um Geld zu sparen, stellen sowohl öffentliche als auch private Institutionen Einheimische ein, die keine geeignete Sprach- oder Dolmetscherschulung haben, anstatt Fachleute einzusetzen. Sie bieten niedrige Gehälter, eine unzureichende Lebens- und Krankenversicherung und überlassen diese „Dolmetscher“ den Gruppen, die sie als Feinde betrachten, sobald sich die humanitären oder militärischen Kräfte aus dem Gebiet zurückziehen.
Die Menschen erkennen die Arbeit von Dolmetschern in Konfliktzonen nicht als gleichwertig zu der eines Fachmanns an, der sich unparteiisch um die Förderung des Dialogs zwischen den Kulturen bemüht. Obwohl sie als Vermittler zwischen den Streitkräften, den Strafverfolgungsbehörden oder den Journalisten tätig sind, werden lokale Dolmetscher und ihre Familien ebenso wie Fachleute von regionalen Fronten gejagt, die sie als Verräter der Sache oder als Kollaborateure ihrer Arbeitgeber betrachten. Die Berufsverbände haben darauf hingewiesen, dass dieses Risiko dazu führt, dass sich immer weniger Menschen auf diese Art von Dolmetscherdiensten spezialisieren und auch weniger bereit sind, zur Arbeit in solch gefährlichen Gebieten zu reisen.
Der Grad der Missachtung von Dolmetschern ist so extrem, dass Linda Fitchett, Koordinatorin des Projekts „Dolmetscher in Konfliktzonen“, Teil des „Internationalen Verbandes der Konferenzdolmetscher“ (AIIC), festgestellt hat, dass es keine offiziellen Aufzeichnungen über Dolmetscher gibt, die vor Ort getötet oder verletzt werden, sondern nur eine Handvoll Zahlen, die von offiziellen Quellen oder Medien ohne organisierte Verfahren zur Sammlung und Zusammenstellung von Informationen festgehalten werden. Der freiwillige Charakter von Dolmetscherorganisationen erschwert die Überwachung dieser Prozesse.
Um den Dolmetscherinnen und Dolmetschern eine Stimme zu geben, vereinen verschiedene Institutionen ihre Ressourcen, um Sensibilisierungskampagnen durchzuführen. Sie fordern eine Gesetzgebung zum Schutz der Dolmetscherinnen und Dolmetscher, wie es die Genfer Konvention für Journalisten und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) getan hat, und bieten ihnen internationale humanitäre Rechte als Zivilistinnen und Zivilisten, die nicht in den Konflikt verwickelt sind.
2012 legten die AIIC, der Internationale Übersetzerverband und Red T einen praktischen Leitfaden vor, der die Anbieter von Dolmetscherleistungen in Konfliktgebieten über ihre Rechte, Pflichten und empfohlenen Praktiken informieren soll. Im Gegenzug waren sie motiviert, offene Briefe an die größten politischen Mächte der Welt zu verfassen, in der Hoffnung, dass sie dem Thema etwas Aufmerksamkeit schenken würden.
Als Ergebnis dieser Debatte gelang es diesen Organisationen, eine Erklärung des Europarates zu erhalten, die dazu aufruft, Dolmetschern in Kriegsgebieten in der gleichen Weise zu helfen, wie das IKRK Schutz erhält. Dieses internationale Dokument ist das erste, das das Fehlen eines rechtlichen Statuts für Dolmetscher anerkennt.
Gegenwärtig wird versucht, 50.000 Unterschriften zu sammeln, um eine Petition bei den Vereinten Nationen einzureichen, die eine ähnliche Unterstützungserklärung fordert. Und während NGOs aus der Ferne für ihre Rechte kämpfen, riskieren Dolmetscher weiterhin täglich ihr Leben.
Übersetzung ins Deutsche: Wiebke Lüth
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